Zahl der Verkehrstoten steigt: So gefährlich ist Ablenkung am Steuer
Ein Artikel aus unserem Blog Tipps für Verbraucher
Im Jahr 2017 hatte Nordrhein-Westfalen insgesamt 484 Verkehrstote zu verzeichnen. Davon kamen 30 Menschen aufgrund eines zu geringen Sicherheitsabstandes ums Leben. Was zunächst wenig klingt, ist tatsächlich ein prozentualer Anstieg von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr: Von 2013 bis 2016 bewegte sich die Zahl der durch zu geringen Abstand Verunglückten nahezu konstant zwischen drei und vier Prozent, im Jahr 2017 waren es dagegen plötzlich über sechs Prozent. Die Hauptursache für diesen rasanten Anstieg liegt in der vermehrten Ablenkung am Steuer durch das Smartphone. Lesen Sie im folgenden Artikel mehr dazu.
Volle Konzentration im Straßenverkehr erforderlich
Immer mehr Menschen kommen aufgrund technischer Ablenkungen während der Fahrt ums Leben. Und tatsächlich sieht man im Straßenverkehr häufig Personen hinterm Steuer mit ihrem Smartphone in der Hand. Die immerwährende Erreichbarkeit führt dazu, auch bei rasanten Geschwindigkeiten auf der Autobahn oder im vollen Stadtverkehr eingehende Nachrichten beantworten zu wollen. Dabei sind die Fahrer jedoch dermaßen abgelenkt, dass sie die Spur nicht richtig halten können, Schlangenlinien fahren, abrupte Lenkbewegungen vollziehen und nicht rechtzeitig bremsen können.
Um die Gefahr, welcher die Betroffenen sich und ihre Mitmenschen aussetzen, besser einschätzen zu können, sollten sie sich bewusst machen, wie lange es dauert, bis ihr Fahrzeug im Notfall erst zum Stehen kommt. Denn selbst bei einem kurzen Blick aufs Handy legt ein Pkw bereits eine enorme Strecke zurück. Wer dann nicht rechtzeitig das Hindernis vor sich oder die Bremsung des Vordermannes sieht, kann einen Auffahrunfall in der Regel nicht mehr verhindern. Dies ist mit einer einfachen Formel zu zeigen.
Ablenkung verlängert den Reaktionsweg
Reaktionsweg in Metern ≈ (Geschwindigkeit ÷ 10) x (3 x Reaktionszeit in Sekunden)
Hiermit kann der Reaktionsweg berechnet werden, sprich der Weg, den das Auto noch zurücklegt, während der Fahrer das Hindernis zunächst wahrnehmen muss und anschließend reagieren und auf die Bremse treten kann. Da bei einem aufmerksamen Fahrer von nicht mehr als einer Sekunde Reaktionszeit ausgegangen wird, ergibt sich bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h mit der oben stehenden Formel ein Reaktionsweg von circa 15 Metern. Hinzu kommt außerdem der Bremsweg, der mit einer ähnlichen Methode herauszufinden ist.
Wird der Fahrer jedoch abgelenkt, weil er etwa für einige Sekunden auf sein Smartphone schaut, verlängert sich der Reaktionsweg erheblich: Geht man dabei von drei Sekunden Reaktionszeit aus, ergibt sich bei gleichbleibender Geschwindigkeit bereits ein Weg von 45 Metern. Wer darüber hinaus den Sicherheitsabstand nicht einhält, kann einen Auffahrunfall unter keinen Umständen verhindern. Ob durch das Handy, das Navigationsgerät oder auch Unterhaltungen mit Insassen – Ablenkungen am Steuer gefährden sowohl den Fahrer als auch die anderen Verkehrsteilnehmer.
Erhöhte Bußgelder für Handynutzung
Die Unfallstatistiken beweisen, wie gefährlich die Nutzung von technischen Geräten während der Fahrt sein kann. Aus diesem Grund reagierte die Gesetzgebung im Oktober 2017 mit einer Anhebung der Bußgelder für Handys am Steuer. Ein Kraftfahrer, der nun bei der Handynutzung erwischt wird, muss ein Bußgeld in Höhe von 100 Euro zahlen und erhält einen Punkt im Fahreignungsregister. Geht mit der Handynutzung eine Gefährdung von Personen einher, werden bereits 150 Euro sowie zwei Punkte in Flensburg fällig. Zudem muss der Fahrer mit einem Monat Fahrverbot rechnen. Bei einer zusätzlichen Sachbeschädigung – sprich bei einem selbst verschuldeten Unfall – müssen 200 Euro gezahlt werden, und es werden ebenfalls zwei Punkte in Flensburg sowie ein einmonatiges Fahrverbot verhängt. Allerdings ist stets zu berücksichtigen, dass der Tod eines beteiligten Unfallopfers die Strafe deutlich erhöhen kann.
Auch Fahrradfahrer, die ihr Smartphone unbedingt während der Fahrt bedienen müssen, erhalten eine höhere Geldstrafe als zuvor. 55 Euro müssen sie nun bezahlen, wenn sie mit dem Handy in der Hand bzw. beim Tippen einer Nachricht oder beim Telefonieren erwischt werden.
Neben den technischen Ablenkungen gibt es noch eine Vielzahl weiterer möglicher Ablenkungen im Straßenverkehr. Welche alltäglichen Handgriffe Sie im Auto vermeiden sollten, um das Unfallrisiko zu minimieren, lesen Sie im kostenfreien Ratgeber des Verbands für bürgernahe Verkehrspolitik e.V..
(Text: Verband für bürgernahe Verkehrspolitik e.V., Foto: Alexandre Boucher)
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