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Bausubstanz des Stadttheaters erfordert höheren Aufwand

Minden -

Der Kostenrahmen für die Sanierung des Mindener Stadttheaters kann nicht eingehalten werden. Bereits während der Sommerferien ergab eine Prüfung der Gebäudewirtschaft, dass die vorgehaltene Projektreserve in Höhe von 600.000 Euro nicht ausreichen wird, um unerwartete finanzielle Herausforderungen abzufedern.

Der Kostenrahmen für die Sanierung des Mindener Stadttheaters kann nicht eingehalten werden. Bereits während der Sommerferien ergab eine Prüfung der Gebäudewirtschaft, dass die vorgehaltene Projektreserve in Höhe von 600.000 Euro nicht ausreichen wird, um unerwartete finanzielle Herausforderungen abzufedern. „Dieses Prüfergebnis hat die Gebäudewirtschaft unmittelbar zum Anlass genommen, vom Generalplaner eine aktualisierte und nachvollziehbare Kostenprognose einzufordern, die leider erst Anfang September zur Prüfung eingereicht worden ist“, unterstreicht Stadtkämmerer Norbert Kresse. Nach intensiver Prüfung der Prognose durch die Gebäudewirtschaft hat sich daraus ein Mehrbedarf von rund 1.240.000 Euro ergeben.

Die nun im Projekt entstandenen Mehrkosten beruhen im Wesentlichen auf folgenden Ursachen:

In der Kostengruppe (KG) 400 (technische Ausstattung) haben sich höhere Ausschreibungsergebnisse von 600.000 Euro ergeben. Zum Startzeitpunkt der Baumaßnahme konnten diese Mehrkosten in weiten Teilen noch durch Einsparungen in der KG 300 (Baukonstruktion) aufgefangen werden. Im Projektverlauf wurden bei weiteren Ausschreibungen diese Einsparungen aufgezehrt und damit rechnerisch auch die ursprüngliche Projektreserve verbraucht. Um das einmal an einem Beispiel zu verdeutlichen: Der Auftrag für die Inspizientenanlage, die für die Kommunikation im Theater während einer Theateraufführung erforderlich ist, war bereits an ein Unternehmen vergeben. Das Unternehmen hat jedoch kurz vor Ausführungsbeginn einen Antrag auf Insolvenz in Eigenregie gestellt. Aus diesem Grund musste das Gewerk noch einmal ausgeschrieben werden, was zu deutlichen Mehrkosten geführt hat.

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Ein alkoholisierter Autofahrer krachte in den frühen Morgenstunden des Dienstags im Ortsteil Lohe mit seinem Fahrzeug gegen einen Straßenbaum. Er blieb unverletzt. Am Wagen entstand Totalschaden.

Der zweite Grund für die Kostensteigerung: Zusätzliche Aufträge, die sich während des Projektablaufes aus veränderten baulichen Rahmenbedingungen sowie Nutzererfordernissen ergeben haben. Sie belaufen sich auf einen Betrag von rund 820.000 Euro. Sie umfassen unter anderem eine zusätzliche Lüftungsanlage im Bereich der Sanitäranlagen und der Künstler-Garderoben im Untergeschoss hinter dem Bühnenbereich, den Umbau und die Modernisierung des Orchestergrabens in Bezug auf die Raumakustik und die Überarbeitung der Rangbrüstung. Darüber hinaus fallen zusätzliche Arbeiten im Bereich des Theater-Café an, wie beispielsweise der Austausch der abgängigen elektrischen Leitungen, die Ertüchtigung von Brandschutzbekleidungen der vorhandenen Stahldeckenträger und der Einbau einer zusätzlichen G90 Verglasung.

„Leider sind während der Sanierung teilweise erhebliche bisher unbekannte bauliche Mängel im Bestand des Stadttheaters entdeckt worden. Daraus folgend musste auch auf weitere brandschutztechnische Probleme mit Umplanungen reagiert werden“, weiß Jörn Schunk, Bereichsleiter der Gebäudewirtschaft. Abschließend ergeben sich aus den Planungen zusätzliche Erfordernisse für den Betrieb des Theaters. Die zusätzlichen Kosten belaufen sich auf circa 420.000 Euro. Weiterhin greifen leider auch bei der Sanierung des Stadttheaters die aktuellen Probleme der Baubranche. Neben den massiv gestörten Lieferketten aufgrund der Corona-Pandemie sind auch teilweise erhebliche Mehrkosten in der Folge des Ukrainekriegs entstanden, so Schunk weiter.

„Da das Bauprojekt auch weiterhin in einem sehr schwierigen Umfeld – Bestandssanierung, gestörte Lieferketten, hohe Inflation – abgewickelt werden muss, ist beabsichtigt vorsorglich eine neue Projektreserve in Höhe von 500.000 Euro vorzusehen und die Verpflichtungsermächtigung auf insgesamt 1.740.000 Euro aufzustocken. Das ist ein Plus von 16,8 Prozent“, erläutert Norbert Kresse.

Das bedeutet zusammenfassend: Ohne die Erhöhung der Auftragsermächtigung müsste die Baumaßnahme jetzt so kurz vor Beendigung abgebrochen werden, da die aktuellen Auftragsermächtigungen weitgehend aufgebraucht sind. Somit sind kurzfristig keine neuen Aufträge und Nachträge mehr möglich. Unter Berücksichtigung einer Genehmigung einer überplanmäßigen Verpflichtungsermächtigung (VE) in der Höhe von 1.240.000 Euro sowie einer zusätzlichen Projektreserve in der Höhe von 500.000 Euro erhöhen sich die Projektmittel auf insgesamt 12.070.000 Euro.

„Derzeit gehen wir davon aus, dass sich die bauliche Fertigstellung voraussichtlich bis zum Jahresende 2022 verzögert“, so Jörn Schunk. Theaterintendantin Andrea Krauledat hat dafür einen Plan B: Die Aufführungen der „Adventsstube“ vom 25. November bis 18. Dezember im Theater-Café des Stadttheater mit Lesungen u.a. von „Nie schweigen - Das Vermächtnis der Esther Bejanero“, Nachwuchs-Kabarett und Märchen der Freilichtbühne Porta e.V. sind bereits terminlich abgesichert. Sie werden alternativ im Kleinen Theater im Weingarten stattfinden. „Somit kann dem treuen Theaterpublikum und all jenen, die schon auf die Eröffnung des großen Hauses fiebern, ab Ende November 2022 wieder etwas geboten werden“, hebt Krauledat hervor.

Die ursprüngliche Kostenberechnung belief sich auf 9.730.000 Euro zuzüglich einer Projektreserve von 600.000 Euro, insgesamt also einer Summe in Höhe von 10.330.000 Euro, die in den Haushalten 2021-2023 veranschlagt sind. Als Bauzeit ist lediglich ein gutes halbes Jahr, also bis zum 31. Oktober 2022, vorgesehen, um den Ausfall von Theaterspielzeiten gering zu halten. Die Enge des zeitlichen Rahmens führt dazu, dass unvorhergesehene Probleme im Bauablauf (Firmeninsolvenzen, Kostensteigerungen etc.) kaum aufgefangen werden können. Die kurze zeitliche Sanierungsphase bleibt positiv hervorzuheben und ist im Vergleich zu anderen so großen Sanierungs-Theaterprojekten immer noch außergewöhnlich.

Quelle: Stadt Minden, Foto: Hallo Minden

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