Mähroboter nachts eine Gefahr für Igel und andere Kleintiere
Minden-Lübbecke -
Igel fliehen nicht, sie igeln sich ein. Wenn sie nachts auf Mähroboter treffen, kann ihnen das zum Verhängnis werden. „Ich wurde selbst schon öfter hinzugezogen, wenn jemand einen verletzten Igel gefunden hat, die Tiere sind oft wirklich übel zugerichtet“, berichtet Sönke Tielbürger, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde im Umweltamt des Kreises. „Vielen Menschen ist gar nicht klar, dass ihr Mähroboter im Nachtbetrieb gefährlich sein könnte, deshalb haben wir uns für diesen Appell entschieden“, so Tielbürger. Igelauffangstationen berichten, dass – insbesondere seit dem Frühling – ein Anstieg der Fälle verletzter Igel um etwa 30 bis 50 Prozent zu verzeichnen ist. Ein Großteil dieser Verletzungen wird durch eben diesen Einsatz von Mährobotern verursacht, die auch nachts und unbeaufsichtigt im Einsatz sind. Aktuelle Mähroboter verfügen meist nicht über eine zuverlässige Hinderniserkennung, die Lebewesen wie Igel – vor allem die noch recht kleinen Jungtiere oder andere Kleintiere – rechtzeitig wahrnimmt.
Igel, die vorwiegend nachtaktiv sind und nicht über einen Fluchtreflex verfügen, können sich nur durch Zusammenrollen schützen – was jedoch keinen ausreichenden Schutz vor den scharfen Mähklingen bietet. Viele Verletzungen werden oft erst Stunden bis Tage nach dem Unfall bemerkt, die Dunkelziffer könnte also auch noch höher liegen. Die Fälle belasten die Igelauffangstationen stark, da verletzte Igel oft umfassende Pflege und tierärztliche Behandlung benötigen. In der Summe sind diese Vorfälle zudem ein ernstzunehmendes Tier- und Artenschutzproblem, denn viele Tiere überleben die Begegnung mit dem Mähroboter nicht.
Was können Gartenbesitzer tun, um dies zu vermeiden? „Da hilft es schon sehr, wenn der Mähroboter nur tagsüber läuft, zum Beispiel zwischen 10 und 17 Uhr. Ein kurzes Absuchen des betreffenden Gartenbereichs nach sich bewegenden Tieren oder möglichen Unterschlupf-Ecken kann ebenfalls sinnvoll sein“, erklärt Elisa Finster aus der Unteren Naturschutzbehörde. „In besonders sensiblen Gebieten oder Zeiten wäre es natürlich am besten, auf einen Handmäher oder andere manuellen Mähmethoden auszuweichen – wenn zum Beispiel die Jungtiere im Sommer aktiv werden.“ Igel-Weibchen bringen in der Regel einen Wurf pro Jahr zur Welt, meist im Juni/Juli und eventuell ein weiteren im August/September, wenn der erste Wurf verloren geht. Die Jungen sind anfangs blind und hilflos, entwickeln sich aber schnell. Die Zeit von November bis März ist dagegen eher unproblematisch, denn dann halten Igel Winterruhe.
Wer Mähroboter sensibel einsetzt, tut damit übrigens auch anderen Tierarten einen Gefallen: Frösche, Kröten, Eidechsen und eine Vielzahl an Insekten können von ihnen ebenfalls gestört oder verletzt werden. Ohnehin ist ein vielfältiger Garten mit mehr als nur reinen Rasenflächen nicht nur optisch ansprechend, sondern leistet einen wichtigen Beitrag zur ökologischen Stabilität in städtischen und ländlichen Räumen. Naturnah gestaltete Gärten mit „wilden Ecken“ bieten wertvolle Lebensräume für zahlreiche bedrohte und schützenswerte Tierarten.
Quelle: Kreis Minden-Lübbecke, Symbolfoto: Archiv
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