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Mit Hightech gegen den bösartigen Blasenkrebs

Lübbecke -

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Patient Wolfgang Rodenbeck nach der erfolgreichen Operation mit den Operateuren Dr. Gregor Halbert und Dr. Alexander Ottenhof, stellvertretender Leiter des Interdisziplinären Zentrums für roboterassistierte Chirurgie OWL (IZR OWL).

Ein neuer Meilenstein in der roboterassistierten Chirurgie: Zum ersten Mal haben Chirurgen der Mühlenkreiskliniken mithilfe des OP-Roboters Da Vinci eine Harnblase vollständig entfernt. Während des Eingriffs haben die Chirurgen mit dem OP-Roboter auch einen künstlichen Harnausgang im Körper des Patienten gelegt – ein sehr komplexer Eingriff, der viel Knowhow und erfahrene Chirurgen benötigt. Die Operateure waren in Vorbereitung auf die OP sogar extra in Wien, um eine Schulung für solch einen Eingriff zu besuchen.

„Solche Operationen können nur erfahrene Chirurgen durchführen, und wir sind sehr stolz, dass das IZR OWL sich stetig weiterentwickelt. Die roboterassistierte Chirurgie hat viele Vorteile für unsere Patientinnen und Patienten und deshalb sind wir auch davon überzeugt“, sagt Professor Dr. Hansjürgen Piechota, Direktor des interdisziplinären Zentrums für roboterassistierte Chirurgie OWL (IZR OWL). Das IZR arbeitet deshalb derzeit intensiv an Lösungen, um die Technik auch für die anderen Anwender in den MKK breiter und leichter zugänglich zu machen. „Auch die Allgemeinchirurgie und die Gynäkologie stehen in den Startlöchern und haben exzellente eigene OP-Teams aufgebaut, um nunmehr komplexe Operationen im Brustkorb und Bauchraum mit dem Da Vinci durchzuführen“, so Piechota.
Dass seine Blase entfernt werden muss, trifft Wolfgang Rodenbeck zunächst aus heiterem Himmel. „Ich hatte erst mal einfach nur Blut im Urin, aber keine Schmerzen, dennoch bin ich natürlich umgehend zum Arzt gegangen, um das untersuchen zu lassen“, erzählt der 65-jährige Mindener.

Wenige Tage später dann die Diagnose: bösartiger Blasenkrebs. „Wenn man
hört, dass man einen bösartigen Tumor im Körper hat, dann steht natürlich für einen
Moment die Welt still, es ist erst mal ein Schock“, sagt Wolfgang Rodenbeck.

Der Mindener ist einer von etwa 31.000 Menschen in Deutschland, die jedes Jahr
an einem Harnblasenkarzinom erkranken. Mehr als zwei Drittel der Betroffenen sind
Männer, das Erkrankungsrisiko steigt mit zunehmendem Alter.

Nach weiteren Untersuchungen kann Wolfgang Rodenbeck aber etwas aufatmen: Der Krebs hat zum Glück nicht gestreut – es muss aber schnell gehandelt werden. „Wir
haben unseren Patienten in der Tumorkonferenz vorgestellt und die Empfehlung war
ganz klar zur vollständigen Harnblasenentfernung mit Anlage eines künstlichen Harnausganges“, erklärt Dr. Alexander Ottenhof, stellvertretender Direktor des IZR OWL. Es folgen intensive Beratungen zwischen den Chirurgen der Mühlenkreiskliniken – ist
eine Operation mit dem Da Vinci in diesem Fall möglich? „Wir wollten natürlich
die schonendste Methode für unseren Patienten anwenden, aber das bestmögliche
Ergebnis damit erzielen. Schnell war klar, dass der OP-Roboter und damit ein minimalinvasiver Eingriff das Mittel der Wahl ist“, führt Dr. Gregor Halbert, Oberarzt und Sektionsleitung Robotik Urologie Krankenhaus Lübbecke aus.

Nun wurde zum ersten Mal im IZR OWL am Krankenhaus Lübbecke eine robotisch assistierte Harnblasenentfernung durchgeführt. Die Da-Vinci-Operation ist ein minimalinvasiver Eingriff, der ohne offenen Schnitt und mit minimalen Verletzungen durchgeführt wird. „Das ganze OP-Team hat sich wirklich intensiv auf diesen Eingriff vorbereitet. Wir Operateure und alle beteiligten Assistenzärzte waren auch extra für eine OP-Schulung in Wien“, berichtet Dr. Alexander Ottenhof.  

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Mit dem OP-Roboter Da Vinci am Krankenhaus Lübbecke können Operationen schonender und mit weniger Wunden durchgeführt werden. Jetzt wurde erstmals eine Harnblase mithilfe des Da Vinci entfernt. Dafür holte man sich sogar Unterstützung aus Wien.

Für die Harnblasenentfernung nach der Da-Vinci-Methode nutzt der Operateur eine spezielle Steuerkonsole. An der Konsole erhält er einen umfassenden Blick auf das Operationsfeld mit bis zu 15-facher Vergrößerung. Die behandelten Bereiche werden ihm dreidimensional und in HD-Qualität dargestellt, sodass er selbst feinste Details exakt erkennt. Für die Operation selbst nutzt der Chirurg mehrere Steuerarme.

Jede Bewegung wird von den Da- Vinci-Systemen übernommen und auf die
ferngesteuerten Instrumente übertragen. Dabei gleicht das System auch kleinste Zitterbewegungen aus, sodass die Operation noch exakter und risikoärmer durchgeführt
werden kann.

Die Operateure Dr. Halbert und Dr. Ottenhof entfernen während des komplexen Eingriffs nicht nur vollständig die Harnblase, „wir haben mit dem Da Vinci im Körper des Patienten einen künstlichen Harnausgang konstruiert, das haben wir zuvor so noch nie gemacht“, erklärt Dr. Gregor Halbert. „Dieser Schritt erfordert viel Know-how,
was das Operieren mit dem OP-Roboter betrifft. Und nur durch professionelle und sehr gut ausgebildete Teams in der Anästhesie, OP-Pflege und bei den Operateuren ist ein solcher Eingriff überhaupt möglich“, ergänzt Dr. Alexander Ottenhof.

Wolfgang Rodenbeck lebt seit knapp einem halben Jahr nun mit einem künstlichen Blasenausgang: „Ich komme wirklich gut damit zurecht. Ich hatte eigentlich zu keinem Zeitpunkt Schmerzen, auch nicht während des Krankenhausaufenthaltes. Nach drei Wochen war ich wieder fit für den Alltag“, so der 65-Jährige. Die Zeit im Lübbecker
Krankenhaus hat er in guter Erinnerung: „Hervorheben möchte ich die außerordentlich
gute Betreuung des Pflegepersonals und der Ärzte auf der Intensivstation und
auf der Station 3West.“

Seit dem ersten Eingriff dieser Art Ende des vergangenen Jahres wurde die OP-Methode nun als eine weitere Standardmethode für die robotische Operation etabliert. Seitdem wurden zahlreiche weitere Patienten mit dieser Methode im IZR OWL mit sehr guten Erfolgen operiert. „Die Harnblasenentfernung mit dem Da Vinci bietet für den Operateur und den Patienten mehrere Vorteile. Über die Steuerkonsole kann der Chirurg den Eingriff exakter, effizienter und sicherer durchführen. Das Komplikationsrisiko sinkt, Nerven und Blutgefäße werden bestmöglich geschont. Die postoperativen Schmerzen und die Heilungsphase werden für den Patienten deutlich verringert“, erläutert Urologe Dr. Alexander Ottenhof.

Wolfgang Rodenbeck blickt nach der Diagnose Blasenkrebs positiv in die Zukunft: „Ich freue mich, bald in Schweden wieder angeln zu gehen und aufs Motorrad-Fahren bei herrlichem Sonnenschein“.

Quelle und Fotos: Mühlenkreiskliniken AöR

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