Umweltzustandsbericht: Saubere Luft und erfolgreicher Artenschutz
Nordrhein-Westfalen -
Nordrhein-Westfalen hat beim Umweltschutz wichtige Fortschritte erzielt: Die Luft ist heute so sauber wie seit Generationen nicht mehr. Grenzwerte für Stickstoffdioxid und Feinstäube werden an allen Messstellen im Land eingehalten und auch die Treibhausgasemissionen sind zuletzt deutlich gesunken. Beim Artenschutz zeigen sich Erfolge durch die Rückkehr einst ausgestorbener Arten wie dem Seeadler, dem Lachs oder Fischotter, die sich durch gezielte Schutzprogramme, verbesserte Lebensräume und das Engagement vieler Ehrenamtlicher wieder ansiedeln. Diese positiven Trends zeigen, dass entschlossenes Handeln wirkt.
Doch der neue Umweltzustandsbericht für den Zeitraum 2020 bis 2024 macht auch deutlich: In anderen Bereichen stellen globale Entwicklungen die Länder vor zunehmende Herausforderungen. Die biologische Vielfalt nimmt weiter ab, der Flächenverbrauch ist nach wie vor hoch und Ewigkeitschemikalien belasten die Gewässer und Böden. Fachleute ordnen diese Belastungen in das Konzept der „planetaren Grenzen“ ein. Es beschreibt die ökologischen Leitplanken, innerhalb derer die Menschheit sicher leben kann. Sechs von neun dieser Grenzen sind inzwischen überschritten – mit Folgen auch für Nordrhein-Westfalen.
„Deshalb schreiben wir gerade die Biodiversitätsstrategie für Nordrhein-Westfalen in einem Konsultationsprozess fort, den es so in dieser Breite noch nicht gegeben hat. Der Handlungsdruck steigt, wir müssen der Klima- und Biodiversitätskrise auf vielen Feldern begegnen. Dafür liefert dieser Bericht eine Grundlage. Er zeigt, wo wir erfolgreich sind und wo wir noch stärker nachsteuern müssen“, sagt Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr.
Nordrhein-Westfalen reagiert auf die Klimakrise mit ihren negativen Folgen im Vergleich zu anderen Bundesländern überdurchschnittlich engagiert im Nachhaltigkeitsrating. In Bereichen wie Umwelt, Klimaschutz und Biodiversität zeichnet sich das Land durch gute Noten aus und nimmt in der Klimaanpassung bundesweit eine Vorreiterrolle ein. Die hohe Bevölkerungsdichte und die große Anzahl an Menschen, die von Umweltauswirkungen betroffen sind, stellen dabei eine besondere Herausforderung dar.
Hintergrund: Der Umweltzustandsbericht
Der Umweltzustandsbericht Nordrhein-Westfalen wird nach dem Umweltinformationsgesetz Nordrhein-Westfalen in regelmäßigen Abständen vorgelegt. Er bündelt die zentralen Daten und Fakten aus den Mess- und Monitoring-Programmen des Landes sowie aus Forschungsarbeiten zu Luft, Wasser, Boden, Artenvielfalt, Klima und Ressourcen. Ziel ist es, den aktuellen Zustand der Umwelt umfassend darzustellen, Entwicklungen sichtbar zu machen und die Grundlage für politische Entscheidungen zu liefern. Der aktuelle Bericht betrachtet die Jahre 2020 bis 2024.
Klimawandel und Energie
Die durchschnittliche Jahresmitteltemperatur der vergangenen 30 Jahre ist in Nordrhein-Westfalen im Vergleich zum 30-Jahres-Durchschnitt zu Beginn der Aufzeichnungen um 1,7 Grad auf 10,1 Grad Celsius gestiegen. 2024 wurde mit 11,3 Grad Celsius ein neuer Rekord für das Jahresmittel in Nordrhein-Westfalen gemessen. Heiße Tage mit einer Höchsttemperatur über 30 Grad Celsius haben sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts (1891 bis 1920) verdoppelt – von vier auf acht Tage. Die Zahl der Eistage mit einer Höchsttemperatur unter 0 Grad Celsius ging dagegen deutlich zurück – von 17 auf 11 Tage. Beim Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen zeigt sich indes eine positive Entwicklung in Nordrhein-Westfalen: Die Emissionen sind zuletzt stark gesunken – von 218 Millionen Tonnen 2022 auf 187,5 Millionen Tonnen 2023. Das liegt vor allem an Emissionsminderungen in den Sektoren Energiewirtschaft von 26 Prozent und Industrie von 5,9 Prozent, aber auch Haushalte und Kleinverbraucher reduzierten die Emissionen um 7,5 Prozent.
Luft und Lärm
2024 wurden landesweit an allen Probenahmestellen die Grenzwerte für Stickstoffdioxid und Feinstaub eingehalten. Smog-Alarme wie in den 1970er und 1980er-Jahren gehören damit endgültig der Vergangenheit an. Belastend bleibt dagegen der Lärm: Rund 2,3 Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen sind nachts potenziell gesundheitsschädlichen Geräuschimmissionen ausgesetzt, vor allem in Ballungsräumen.
Boden, Flächen und Grundwasser
Der Flächenverbrauch in Nordrhein-Westfalen bleibt hoch. Zahlen von 2022 zeigen, dass pro Tag 5,6 Hektar für Siedlung und Verkehr verbraucht wurden. Seit 2016 sind so rund 125 Quadratkilometer genutzt worden – die 1,2-fache Fläche des Nationalparks Eifel. Früh hat das Land Nordrhein-Westfalen mit der Bearbeitung von sogenannten PFAS-Fällen (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) mit Boden- und Grundwasserverunreinigungen begonnen. Eine Vielzahl dieser Fälle wird bereits saniert. Zudem gibt es immissionsbedingte Belastungen in Böden, so dass PFAS ein großes Handlungsfeld bleibt.
Der Eintrag von Schwermetallen in Böden wurde erheblich vermindert, und die Nitratbelastung des Grundwassers ist in Teilen des Landes rückläufig.
Gewässer
In den vergangenen Jahren wurde schon viel in den Gewässerschutz investiert. Beispielsweise konnten die Nährstoffbelastungen deutlich verringert werden. Nichtsdestotrotz bleibt es eine große Herausforderung, die Gewässer in einen ökologisch intakten Zustand zu überführen. Es sind weiterhin Anstrengungen erforderlich, um das Ziel der europäischen Wasserrahmenrichtlinie zu erreichen und bis 2027 für alle Fließgewässer einen guten ökologischen Zustand oder ein gutes ökologisches Potenzial zu erzielen. Von 2018 bis 2021 waren erst 9,4 Prozent der Fließgewässer in Nordrhein-Westfalen in einem guten ökologischen Zustand bzw. verzeichneten ein mindestens gutes Potenzial. Stickstoff- und Phosphateinträge durch Landwirtschaft und Abwässer belasten nach wie vor viele Gewässer. Zu viel Phosphateintrag kann zum „Umkippen“ von Gewässern führen. Zu viele Stickstoffverbindungen schaden den Ökosystemen und fördern so den Artenverlust und die Lachgasentwicklung. Auch jenseits von Phosphor und Nitrat sind viele Gewässer belastet. Nordrhein-Westfalen verfolgt zur Reduzierung des Mikroschadstoffeintrags seit langem umfassende Ansätze – von den Eintragsquellen bis hin zu nachgeschalteten Maßnahmen an Kläranlagen. So konnten in den vergangenen Jahren zum Stand 31.12. 25 Kläranlagen mit einer vierten Reinigungsstufe zur Reduzierung des Eintrags von Mikroschadstoffen ausgebaut und in Betrieb genommen werden. Weitere sind in Bau und Planung.
Natürlicher Klimaschutz
Intakte Ökosysteme sind unverzichtbare Klimaschützer. Wälder, Böden, Moore, Gewässer sowie naturnahe Grünflächen binden CO₂ aus der Atmosphäre und speichern es. Sie wirken zudem als natürliche Puffer gegen Klimafolgen, indem sie Hochwasser aufnehmen und bei Hitze für Abkühlung sorgen. Gleichzeitig sichern sie unsere Lebensgrundlagen, bieten Lebensräume für Tiere und Pflanzen und speichern Wasser.
Moore galten lange als wertlose Flächen – inzwischen ist ihre enorme Bedeutung anerkannt. Als Kohlenstoffsenke, wie auch Auenlandschaften, tragen sie entscheidend zum Klimaschutz bei, sie halten Wasser zurück, puffern Niederschlagsextreme ab und bieten wertvolle Lebensräume für hochspezialisierte Tier- und Pflanzenarten. Mit Hilfe von EU- und Bundes-Fördermitteln und den vom Land finanzierten Biologischen Stationen konnten bereits wichtige Moorflächen reaktiviert, etwa im Großen Torfmoor im Kreis Minden-Lübbecke, und Gewässerauen (z.B. der Lippeaue) renaturiert werden.
Zusätzlich wird das Regionalbüro Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK), das ab Oktober im Landesumweltamt seine Arbeit aufnimmt, für einen zusätzlichen Schub bei der Verbindung von Klimaschutz und Naturschutz sorgen.
Artenvielfalt
Erfolge gibt es bei Tierarten, deren Bestand sich durch gezielte Schutzprogramme wieder erholen kann, darunter sind etwa Lachse, Weißstörche, Wildkatzen, Feldhamster, Laubfrösche und Wiesenweihen zu nennen. Insgesamt aber nimmt die Artenvielfalt global weiter ab, auch ehemals häufige Arten geraten unter Druck. Der Indikator „Artenvielfalt und Landschaftsqualität“ zeigt einen negativen Trend in allen Lebensräumen – von Wäldern über Agrarland bis hin zu Siedlungen und Gewässern. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, schreibt Nordrhein-Westfalen die landesweite Biodiversitätsstrategie seit dieser Woche in einem neuen, frühzeitigen Konsultationsprozess fort.
Umweltbelastung und Lebensmittel
Gute Nachrichten sind im Bereich der Dioxin- und dioxinähnlichen PCB-Werte zu verzeichnen: Die Belastung von Rohmilch aus Nordrhein-Westfalen ist auf ein sehr niedriges Niveau gesunken. Alle aktuell gemessenen Konzentrationen liegen unter den EU-Höchstgehalten für Dioxine und dioxinähnliche PCB. Auch die radioaktiven Cäsium137-Belastungen in Milch- und Rindfleischproben sind so gering, dass sie kaum noch nachweisbar sind.
Weiterführende Informationen
• Umweltzustandsbericht NRW 2020-2024 im Umweltportal NRW
• PDF auf MUNV-Webseite: www.umweltzustandsbericht.nrw.de
Quelle: Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW, Symbolfoto: Archiv
Das ist auch interessant:
23-jähriger Mindener mit Messer lebensgefährlich verletzt
Vorsorge-Handbuch - Wichtiges früher regeln