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Wie ein Technik-Pionier die Musikwelt revolutionierte

Espelkamp -

hbohbrink@deutsches-automatenmuseum.de

Die Nachkommen Paul Ehrlichs freuen sich auf das Symposium: Urenkel Achim Quaas sowie Urenkelin Karin Gauselmann (Mitte) und Großnichte Monika Hirsch an einem Ariston.

Mit 70 Millionen abrufbaren Songs hat sich der Streamingdienst Spotify für viele Musikliebhaber zum Nonplusultra entwickelt. Mit etwas Fantasie ließen sich die Wurzeln dieser schwedischen Erfolgsgeschichte vor 140 Jahren in Leipzig verorten. Denn damals, 1882, erfand der Klavierbauer Paul Ehrlich das Ariston. Auf dieser Mini-Drehorgel konnten gelochte Pappplatten aufgelegt und durch Kurbeln abgespielt werden. Diese Erfindung war deshalb so bahnbrechend, weil es erstmals möglich war, sich ein umfangreiches Musik-Repertoire zuzulegen, ohne selbst ein Instrument spielen zu müssen. Damit hatte Paul Ehrlich sogar einen neuen Industriezweig begründet, der sich über 50 Jahre auf dem Weltmarkt behauptete: die massenhafte Musikautomaten-Produktion mit leicht auswechselbaren Lochplatten.

Zu Ehren dieses heute fast vergessenen Erfinders wird auf Schloss Benkhausen am Freitag, 27. Mai, ein Symposium ausgerichtet. Die Veranstaltung trägt den Titel „Paul Ehrlich und die Anfänge der Leipziger Musikwerke-Industrie“, wird vom Deutschen Automatenmuseum organisiert und findet auf Schloss Benkhausen statt. Im Zentrum steht die Buchpräsentation von Privatdozentin Dr. Birgit Heise, Musikwissenschaftlerin an der Universität Leipzig, die das Wirken Paul Ehrlichs wissenschaftlich beleuchtet hat und die Erkenntnisse des Symposiums „Gestanzte Musik“ von 2019 in Leipzig in einer speziellen Publikation zusammengefasst hat. „Wir sind sehr froh, dass wir zu so einer hochkarätigen Veranstaltung einladen können und freuen uns auf viele, hochinteressante Vorträge, die je nach persönlichem Interesse auch einzeln besucht werden können“, erklärt Sascha Wömpener, Leiter des Deutschen Automatenmuseums. In der umfangreichen Sammlung können die Besucher auch ein Ariston bestaunen, mit dem Paul Ehrlich damals die Musikwelt revolutionierte. Ein weiterer Bezug ist familiärer Art: Karin Gauselmann, Ehefrau von Unternehmensgründer Paul Gauselmann und tatkräftige Unterstützerin der heimischen Kulturszene, ist Urenkelin von ebenjenem Paul Ehrlich.

Das Symposium wird die Anfänge der Leipziger Musikwerke-Industrie in den Blick nehmen und die speziellen Verdienste Paul Ehrlichs würdigen. Es startet mit der Anreise am Donnerstag, 26. Mai, und einem gemeinsamen Abendessen im Krug zum grünen Kranze in Tonnenheide. Am Freitag stehen dann mehrere Vorträge auf dem Programm: Den Auftakt macht Ralf Smolne (Vorsitzender der Gesellschaft für Selbstspielende Musikinstrumente e.V.) mit dem Thema „Ehrlichs wichtigste Erfindung und sein allzu langes Festhalten daran“. Im Anschluss werden Pfarrer Richard Englert das „Repertoire des Ariston“ und Prof. Dr. Wilfried Glöckner die „Digitalisierung von Ariston-Platten“ beleuchten. Um 12 Uhr folgt eine Podiumsdiskussion zum Thema „Lochplatte und Ariston“.

Nach Mittagessen und Kaffeepause geht es ab 16 Uhr weiter: Während Achim Quaas, ebenfalls Urenkel Paul Ehrlichs, die politischen Verhältnisse der Zeit thematisiert, widmet sich Sascha Wömpener Ehrlichs Familie und präsentiert die Ergebnisse seiner archivarischen Recherchen. Um 17 Uhr folgt eine Podiumsdiskussion mit den Nachkommen Paul Ehrlichs, an der auch Karin Gauselmann, Achim Quaas und Monika Hirsch, teilnehmen. Um 18 Uhr wird dann Privatdozentin Dr. Birgit Heise ihren Tagungsband zu Paul Ehrlich präsentieren. Dieser entstand in Kooperation mit dem Deutschen Automatenmuseum, dem Förderverein des Musikinstrumenten-Museums der Uni Leipzig sowie der Gesellschaft für Selbstspielende Instrumente und fasst die Erkenntnisse zu seinem beachtlichen Wirken zusammen. Denn: Nur gut zehn Jahre nach seiner Erfindung waren bereits rund 350.000 Aristons und etwa sechs Millionen Lochscheiben weltweit verkauft.

Nähere Informationen zum Symposium erteilt Heike Bohbrink telefonisch unter (05743) 93182-23 oder per E-Mail unter hbohbrink@deutsches-automatenmuseum.de. Dort werden auch die Anmeldungen, die entweder für das gesamte Symposium oder einzelne Programmpunkte gelten können, entgegengenommen. Der Eintritt ist frei, die Kosten für die Verpflegung müssen selbst getragen werden.

Quelle und Foto: Gauselmann AG

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